50+ Tage in Deutschland

 

Seit knapp 50 Tagen bin ich nun in Deutschland. Ich habe mich sehr gefreut meine Liebe Familie sowie meine Freunde wiederzusehen, ebenso das Wiedersehen mit meinen Kollegen war sehr schön. Hallo Deutschland! Die ersten Wochen war ich total im Höhenflug. Super gut drauf, immer ein strahlendes Lächeln auf den Lippen und nichts auf der Welt hat mich da runterholen können. Viele aus meinem Umfeld meinten, dass der Alltag mich schon bald wieder einholen wird. Sollte das ne Drohung sein? Ein paar meiner Freunde haben mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich nicht nur von Argentinien schwärmen und Deutschland schlecht machen soll. Sollte das bei mehreren so angekommen sein muss ich das richtigstellen: Ich sehe dass Deutschland sehr viele Vorteile hat und ich habe mich hier auch 24 Jahre lang wohl gefühlt. Ich verspüre nur seit meiner Reise den Drang, wieder abzureisen. Argentinien zieht mich gerade an. So wie die Menschen dort möchte ich gerade leben und ich möchte mich dem Lebensstil dort anpassen. Heißt nicht, dass ich Deutschland schlecht finde oder mich nicht auf das Leben und die Kultur hier wieder einlassen will.

 

 

Die Reise hat mich sehr verändert. Ich habe mich verändert. Das habe ich schon am Ende meiner Reise gemerkt und umso mehr, seit ich wieder im Ländle bin. Als ich im Oktober letzten Jahres abgereist bin meinte ich noch: Ich will mich gar nicht verändern, ich mag mich wie ich bin. Doch jetzt bin ich froh dass ich mich verändert habe. Ich habe so viele Erfahrungen gesammelt die mir keiner mehr nehmen kann. Ich habe super viele Menschen getroffen, von denen ich lernen durfte. Es war nicht immer alles leicht und ich war nicht im dauerhaften Höhenflug. Das ist ein Mythos. Auch auf Reisen gibt es Aufs und Abs. Jedoch sehe ich jetzt mit ein bisschen Abstand vieles klarer. Ich danke den Menschen von unterwegs und auch zu Hause, die mich auf meiner Reise unterstützt und weitergebracht haben. Danke auch an die, die mich verletzt haben. Denn dadurch bin ich stärker geworden.

 

 

Doch um jetzt eure brennenden Fragen zu beantworten:

  

- Wann geht es wieder los und wohin gehst du?

Ich habe einen Flug nach Buenos Aires gebucht für den 06.09.2017. Und ja, es ist ein One-Way-Ticket.

 

- Was machst du dann dort?

Ich möchte gerne in einem Sozialen Projekt arbeiten. Oder auf einer Farm für Kost und Logie arbeiten. Oder ich unterrichte als Deutschlehrerin. Oder ich reise und komme wieder nach Deutschland wenn das Geld ausgegangen ist um wieder zu arbeiten. ;-) Zwischenzeitlich habe ich auch darüber nachgedacht auf einem Schiff anzuheuern – allerdings gibt es da für mich gerade keine interessante Stelle. Ein weiterer Gedanke war eine Europatour zu machen. Und der Gedanke ist auch noch nicht ganz weg – vielleicht denke ich darüber in nem halben Jahr nochmal nach. Eines ist sicher: Ich möchte in Südamerika auch reisen. Ein bisschen was vom Kontinent und den anderen Ländern außer AR sehen.

 

- Wie lange bleibst du?

Das weiß ich nicht. So 1-2 Jahre? Zur Hochzeit von lieben Freunden werde ich kommendes Jahr vermutlich sowieso wieder nach DE kommen, wie lange ich dann aber bleibe und ob/wie ich weiterreise weiß ich nicht.

 

- Was machst du wenn du nach DE zurück kommst?

Ich suche mir vermutlich wieder einen Job. Als Assistentin in einem Großkonzern, vielleicht in einem Kleinkonzern. Vielleicht komme ich auch zurück und fange ein Studium an. Vielleicht werde ich Altenpflegerin oder Erzieherin. Vielleicht auch gar nichts von alledem. Ich weiß es nicht. Und das macht mir nichts aus. Ich brauche keinen Plan. Mein Plan ist, keinen Plan zu haben. Und es lebt sich super damit! Vielleicht werde ich auf meiner Reise aber auch schlauer und weiß dann was ich sicher oder sicher nicht machen möchte.

 

- Bin ich verrückt?

Ich glaube ja. ;-) Zumindest sagen mir das ziemlich viele Leute. Ja, ich hab meinen Job gekündigt. Aber nicht ohne zu überlegen. Aber wie gesagt, man braucht nicht immer einen Plan.

 

 

Ich habe zurzeit sehr gemischte Gefühle. Ich stelle mir viele Fragen und suche Antworten. Habe öfter innerlich ein komisches Gefühl das ich nicht benennen oder gar beschreiben kann. Ich suche auf der einen Seite Herausforderungen und freue mich auf meinen Auslandsaufenthalt, allerdings habe ich auch Angst dass ich mich übernommen habe. Angst, mich selbst zu überfordern und auch Angst, das Ganze nach ein paar Wochen doch abzubrechen.

 

 

Ich möchte euch in diesem letzten Blogeintrag gerne noch einige Dinge weitergeben die ich geschätzt, gelernt und vermisst habe.

 

- Neue Freunde findet man überall. Es kommt nicht auf die Länder, Städte und Plätze an sondern auf die Menschen, die man kennenlernt.

 

- Soziale Kontakte sind sehr wichtig. So wichtig Zeit für einen allein ist, so wichtig sind auch Zeiten und schöne Momente mit Freunden, Bekannten und auch fremden Menschen, die durchaus Freunde werden können.

 

- Viele fragen mich, ob ich noch mit jemandem von meiner Reise Kontakt habe. Da kann ich sagen: Ja, das habe ich. Ich habe nicht viele Freundschaften geschlossen, das geht schwer auf einer so langen Reise wenn man so viele Menschen kennenlernt. Aber ein paar kann man dennoch halten. Und es geht auch nicht darum sich jeden Tag zu schreiben sondern ab und zu ein Lebenszeichen zu senden. Zwei Niederländer werde ich z. B. im August sehen wenn ich über ein Wochenende in Amsterdam bin.

 

- Ich habe auf meiner Reise viele Leute gefragt, ob sie mir ihre 3 Lieblingslieder zeigen können. So konnte ich eine neue Playlist anlegen mit neuer Musik, die mir persönlich auch gefällt. Jedem sehr zu empfehlen!

 

- Es ist sehr wichtig das Schubladendenken abzulegen. Oft liegt man hier nämlich falsch. Nicht jede/r Argentinier isst Rind, nicht jede/r Franzose kennt Camembert und nicht jeder Holländer nimmt Drogen. Mein Tipp: Lernt die Menschen richtig kennen, gebt ihnen eine 2. Chance auch wenn der erste Eindruck nicht optimal verlief. Seid offen für neue Kulturen und Menschen und lasst am besten alle Schubladen einfach zu. Ob alle Männer jetzt in eine gehören – darüber lässt sich streiten ;-) ;-)

 

- Habe ich mich auf der Reise selbst gefunden? Ich weiß jetzt besser was ich (nicht) will, wo meine Grenzen sind und was ich mir zutrauen kann. Ich mag auch die Lena, die ich jetzt bin. Wie meine nächsten 5 Jahre aussehen weiß ich nicht, das lass ich auf mich zukommen. Ich würde schon behaupten mich gefunden zu haben, bin dennoch gespannt was ich noch so an mir und meiner Persönlichkeit entdecke. Auf meiner nächsten Reise…

 

- Mir ist auf meiner Reise nie was passiert. Einmal hab ich was Falsches gegessen, da war ich krank und ich hatte auch mal ne Erkältung. Ich wurde aber nie ausgeraubt, überfallen oder habe was Wichtiges verlegt. Gott hat mich bewahrt.

 

- Bestimme selbst das Tempo. Sei dein eigener Boss. Wenn du reisen willst, reise. Wenn du bleiben willst, bleibe. Und wenn du schlafen willst, schlafe. :-)

 

- Pass dich an! Lerne dich anzupassen! Du brauchst die Eigenschaften deiner Kultur nicht den Menschen aufdrücken wollen, in deren Land du bist. Pass du dich an und nehm dich mal zurück. Wenn es mal nicht angebracht ist deine Meinung zu sagen, dann sag sie auch nicht.

 

- Hör auf dein Herz. Es weiß den Weg. Es kenn deine Wünsche und Ängste. Und ich sage bewusst nicht hör auf deinen Bauch. Klar, der Bauch sagt du sollst in Kolumbien vielleicht die dunklen Gassen vermeiden. Aber das Herz sagt wem du vertrauen kannst, was du willst und wo du hinmöchtest. Hör darauf. Und wenn dein Herz sagt kündige deinen Job? Dann kündigst du deinen Job. Was hast du zu verlieren? Geld? Versicherungsanspruch? Rente? Dafür bekommst du tausende Erfahrungen. Und wird man dadurch nicht reicher?

 

- Und hier noch eine kleine Liste der Dinge, die du unbedingt auf lange Reisen mitnehmen solltest:

Ein Kissen

Einen Laptop oder Tablet um Flüge zu buchen (am Handy ist das doch sehr umständlich)

Wohlfühlsachen (nicht nur zweckmäßige Kleidung) und für die Mädels: Mascara und Nagellack :-)

1-2 Sachen von DE als Geschenk für jemanden, dem ihr unterwegs besonders danken möchtet

Medizin (wie vielen hab ich doch geholfen die keine Medizin dabei hatten…)

Schloss

Powerbank

Schal und Kopfbedeckung für die klimatisierten Häuser, Hostelzimmer und Flugzeuge

Wasserfeste Reisepasshülle

 

 

Für die kommende Zeit werde ich ggf. wieder einen Blog anlegen, vielleicht mach ich auch ein Videotagebuch an dem ich euch teilhaben lasse. Oder ich schick ab und an eine Mail raus. Das weiß ich noch nicht aber teile es euch dann noch mit.

 

Fühlt euch umarmt,

eure Lena

 

 

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